Arbeiten unter Zeitdruck

 

Zeitdruck ist hausgemacht                                                            

Zeitdruck liefert einen Kick

Zeitdruck spart Zeit

 

Verblüfft? – Ja, Zeitdruck hat nicht nur negative Seiten.

 

Lesen Sie den folgenden Text und finden Sie Ihre persönlichen Gründe für Zeitdruck heraus.

 

Zeitdruck kann natürlich durch andere entstehen,  oft genug aber produzieren wir ihn selbst. Im Rückblick bewerten wir die Arbeit unter Zeitdruck eher positiv und scheinen schnell vergessen zu haben, wie viel Stress wir uns damit angetan haben.

 

Wenn wir trotz guter Vorsätze, beim nächsten Mal tatsächlich früher anzufangen und auf keinen Fall Nachtschichten einzulegen, wieder einmal eine Arbeit nur auf den letzten Drücker hinbekommen, können verschiedene Gründe ein Motor dafür sein, der stärker ist als die guten, vernünftigen Vorsätze.

 

Arbeiten unter Zeitdruck kann als Herausforderung betrachtet werden, die das Selbstwertgefühl stärkt. „Ich bin tatsächlich in kurzer Zeit zu erstaunlichen Leistungen fähig!“ Für manche liegt der Reiz darüber hinaus im Risiko: „Ob‘s auch diesmal wieder klappt?“ Und auch die Wirkung auf andere ist nicht zu leugnen: Mit dieser Arbeitsweise bleibe ich für andere unberechenbar und undurchschaubar und zumindest eine Portion Bewunderung fällt in der Regel ab: „Mensch, gestern hattest Du doch noch gar nichts und jetzt ist alles fertig? Wie Du das so machst,  toll.“

 

Ein anderer wichtiger Grund liegt paradoxerweise darin, dass ich mit dem Zeitdruck Zeit spare,  indem ich künstlich die Zeit für die Bearbeitung reduziere, d.h. erst möglichst knapp vor dem Abgabetermin beginne. Damit halte ich meinen Perfektionsanspruch in Schach und muss mich nicht bewusst entscheiden: Wie wichtig ist mir die Arbeit, wie lange will ich daran feilen? Im Zeitalter des PC wird dieser Mechanismus offenbar noch wichtiger, denn er fordert die Perfektionierung besonders heraus:

Wenn jetzt noch Zeit ist, warum nicht noch einmal das Layout überprüfen? Oder die eine Textstelle noch einmal umformulieren? Und vielleicht doch noch eine andere Schrift?

 

In anderen Fällen entsteht der Zeitdruck dadurch, dass ich die Arbeit herausschiebe, weil ich mich zu wenig mit ihrem Inhalt identifiziere, mir das Thema unangenehm ist oder ich mich damit unsicher fühle. Zu merken ist dies häufig daran, dass in dieser Aufschiebezeit wahre Wunder in anderen, sonst auch nicht sehr geliebten Arbeitsfeldern vollbracht werden: Nie werden so gründlich die Blumen gegossen, das Geschirr gespült, Schubladen aufgeräumt wie vor einer unangenehmen Arbeit.

Und nicht zuletzt entsteht Zeitdruck auch, weil viele Tätigkeiten in ihrem Zeitbedarf unterschätzt oder andere Routinetätigkeiten nicht mit ins Kalkül gezogen werden. Schätzen Sie mal, wie viel Zeit es braucht, bis Sie einen einfachen Brief geschrieben, eingetütet und frankiert haben. Und dann schauen Sie beim nächsten Mal genau auf die Uhr.

Welche Gründe sind bei Ihnen für den Zeitdruck ausschlaggebend? Welche Nachteile fordern Sie wirklich zu Veränderung heraus: Ihre innere Unruhe, die Schlafstörungen, die Liter an Kaffee, die Gereiztheit anderen Menschen gegenüber? Und wie viele der positiven Wirkungen gefallen Ihnen ganz gut?

Wie finden Sie eine Balance zwischen Stress und „Kick“? Wenn Sie z.B. einen Fachvortrag für einen Montagabend vorbereiten müssen, ist es unnötiger Stress, damit am Samstag zu beginnen, weil Sie dann merken, dass die Bibliothek geschlossen hat, abgesehen davon, ob das wichtige Fachbuch überhaupt da gewesen wäre, und dass die Kollegin, die Sie zu dem Thema noch befragen wollten, übers Wochenende verreist ist. Pech und Stress. Andererseits: Monate vorher den Vortrag fertig zu schreiben, heißt doppelte Arbeit, denn am Wochenende davor müssen Sie sich noch einmal richtig neu ins Thema einarbeiten. Ein möglicher Weg zur Balance: Planen Sie Monate vorher, welche Bücher Sie noch über die Fernleihe bestellen wollen, welche Menschen Sie noch befragen wollen und was Sie sonst noch an Vorbereitung brauchen, machen Sie schon mal eine grobe Ideensammlung  und dann planen Sie ruhig recht kurzfristig vor dem Vortrag eine Arbeitsklausur ein, in der Sie dann konzentriert alles zusammenschreiben.

 

Welche positiven Auswirkungen Ihres Zeitdrucks gefallen Ihnen ganz gut?

Welche negativen Auswirkungen möchten Sie verändern? Haben Sie schon eine Idee, wie Sie dies umsetzen können? Dann fangen Sie gleich damit an!!!